Leidenschaft für Schauspielerei kennt keine Rollen-Grenzen
Die Lehrerin Steffi Hofmann ist Gründungsmitglied bei Thea(l)ternativ in Stollberg

Foto: Tannert


Stollberg. "Es brodelte immer", beschreibt die 37-jährige Steffi Hofmann ihre Verbindung zum Theater. [Anm.: 27-jährige Steffi Hofmann] Als das Stollberger Laientheater Thea(1)ternativ ins Leben gerufen wurde, gab es kein Halten mehr: Steffi Hofmann wurde Gründungsmitglied. Dabei hielten sich ihre bis dahin gesammelten Bühnenerfahrungen in Grenzen. Immerhin: Mit Rumpelstilzchen und König Drosselbart war sie schon bei Schulaufführungen aktiv.

"Als erste kleine Rolle spielte ich bei Thea(l)ternativ 1998 die immer besoffene Offizierswitwe im Diener zweier Herren." Inzwischen gehört Hofmann zu den festen Größen des Ensembles, spielte fast jedes Jahr mit. Nur fürs Staatsexamen setzte die Lehrerin für Deutsch und Geschichte mal aus. Die Rollen wurden allmählich größer. "Besonders gern spiele ich Extreme. Rollen, die weit von der eigenen Person entfernt sind." Diese Möglichkeit bot sich, als sie die Mörderin in "Zehn kleine Negerlein" gab. "Das hat Spaß gemacht", resümiert die Darstellerin und erklärt, dass sie sich auch in so eine mörderische Rolle hineinversetzen muss: "Das war eine Person mit einem völlig übersteigerten Gerechtigkeitssinn." Die bislang anspruchsvollste Bühnenfigur spielte Steffi Hofmann allerdings in dieser Saison als Frau Wolff in "Der Biberpelz". Hier stand sie nicht nur als Darstellerin auf der Bühne, sondern arbeitete zum ersten Mal am Text und der Regie mit. Wenn das Anfang Mai abgespielt ist, bekennt sie, kommt schon Wehmut auf.

Doch nicht jede Rolle landet nach einer Saison in der Mottenkiste. Als 2002 der letzte Vorhang für "Pygmalion oder Trotz der Arroganz" gefallen war, startete Steffi Hofmann mit ihrer Rolle der Frau Hansen noch mal richtig durch. Die Figur hatte sich so in die Herzen der Zuschauer gespielt, dass die Mimin sie unmöglich "sterben" lassen konnte. Stattdessen spielt sie seither die Frau Hansen als Alleinunterhalter. Der Text ist bei jedem Auftrit neu. Vorzugsweise bei Familienfeiern ist "die Hansen" als ganz persönliche und über jeden Gast gut unter richtete Schandschnauze gefragt.

Daneben synchronisiert Steffi Hofmann regelmäßig für das Kinderfilmfest "Schlingel" und absolviert seit 2000 eine theaterpädagogische Ausbildung zum Spielleiter für Kinder. Doch auch wenn die Laien Schauspielerei viel Zeit kostet, es bleibt ein Hobby. Steffi Hofmann arbeitet, wie all ihre Mitstreiter auch in einem richtigen Beruf. Sie ist Lehrerin an der Medizinischen Berufsfachschule in Chemnitz. Dabei profitiert ihre Arbeit vom Hobby: "Ich arbeite im Unterricht viel mit Rollenspiel. Das fördert die Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen und steigert die Sozialkompetenz", sagt Steffi Hofmann. (CZD)

(Freie Presse, 22. März 2007)


Thea(l)ternativ

Spielort: Stollberg, Theaterpädagogisches Zentrum
Spielzeit: seit 1997
Spieler: 15 Darsteller / 29 Helfer [Anm.: "Aktive" insgesamt]
Spielereien: Die Stollberger haben sich der klassischen Komödie verschrieben, inszenierten schon Stücke wie Molieres "Arzt wider Willen" und Shaws "Pygmalion".
Kontakt: Telefon 037296 87155