Ensemble feiert Premiere im Bürgergarten

Nächste Woche zeigt Thea(l)ternativ zum ersten Mal "Der Menschenfeind 2.0". Trotz der Vorlage spielt dieses Stück weit weg vom französischen Hof. Doch so gesellschaftskritisch wie das Original ist auch die Neubearbeitung.

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Albert (Christian Schreier) hasst nur eines mehr als die Arbeit in seiner Künstleragentur: Menschen. Im Bild ist außerdem Anett Oesterreich, die im Stück "Der Menschenfeind 2.0" Céline verkörpert.
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Von Franziska Fiedler erschienen am 16.11.2017

Stollberg. Der Kronleuchter des Bürgergartens wirft warmes Licht in den Saal und auf die Bühne, auf der sich die Schauspieler der Gruppe Thea(l)ternativ auf ihre Probe vorbereiten. Das Bühnenbild ist modern und stylish, wie es sich für eine angesehene Künstleragentur gehört. Denn die Theatergruppe feiert nächste Woche Freitag hier die Premiere von "Der Menschenfeind 2.0".

Wer sich mit französischer Literatur auskennt, denkt vermutlich sofort an Molière. Aber die Neubearbeitung von Michael Ö. Arnold und Silke Bauer-Hollenbach hat mit dem Original außer den französisch klingenden Namen, drei Zitaten und der grundlegenden Handlung nicht viel gemeinsam. Die beiden Autoren haben die Komödie von damals in eine Komödie von heute verwandelt: Albert hasst nur eines mehr als die Arbeit in seiner Künstleragentur: Menschen. Er findet sie unaufrichtig, falsch und gierig. Er hat sich geschworen, nie so zu sein. Er hat sich geschworen, immer die Wahrheit zu sagen, egal wem sie weh tut. Albert will die Talentlosen unter den Künstlern bloßstellen und sie nicht, wie viele in seiner Branche es tun würden, vermarkten und sie damit nur für den Kommerz ausnutzen. Damit stößt er allerdings auf jede Menge Gegenwind aus allen Richtungen. Sein Freund und Teilhaber der Agentur Philipp versucht vergeblich, die finanziellen Interessen und den Ruf der Firma zu wahren. Céline, in die Albert schon lange verliebt ist, versucht gemeinsam mit ihrer Mutter Elise, ihre Karriere mit Alberts Hilfe anzukurbeln, aber der ist davon nur genervt. Die einzige, die ihn nicht ausnutzen will, ist die Buchhändlerin Claudia, die nebenan arbeitet. Albert fragt sich bald, wie er diesem ganzen Zirkus entrinnen kann. Aber kann er?

So gesellschaftskritisch wie das Original ist auch die Neubearbeitung. Genau wie damals am französischen Hofe ist auch in unserer heutigen Gesellschaft Schein mehr wert als Sein. Jeder ist auf den eigenen Profit bedacht und auf das Bild, dass er oder sie nach außen hin verkörpert. Auch "Der Menschenfeind 2.0" ist ein Stück über die Wahrheit und regt genau wie Molières Komödie zum Nachdenken an. Während die Handlung des Stücks gleich geblieben ist, mussten sich die Figuren zwangsläufig verändern, um der heutigen Zeit gerecht zu werden. "Sie wären platter, wenn man sie 1:1 übertragen würde, es macht sie lebendiger, wenn man sie erneuert und nicht nur anpasst", verrät Silke Bauer-Hollenbach, Co-Autorin und Regieassistentin bei Thea(l)ternativ. Die Gruppe ist stolz, dass sie gerade im Bürgergarten ihre Premiere feiern kann, weil er den Stollbergern so viel bedeutet. Vor einigen Wochen haben sie die Proben von der Turnhalle in Mitteldorf in den Bürgergarten verlegt. Es war wichtig, vor Ort zu proben, da sie noch einige Veränderungen machen mussten. Um vor dem Vorhang spielen zu können, ohne dass die Zuschauer der hinteren Reihen sie aus den Augen verlieren, musste die Schauspielgruppe an die Bühne anbauen. Auch eine zusätzliche Treppe musste her.

Hat man nach so vielen Jahren Theatererfahrung denn noch Lampenfieber vor der Premiere? "Es ist sogar noch schlimmer, wenn man nicht selbst auf der Bühne steht", sagt Silke Bauer-Hollenbach. Die Premiere von "Der Menschenfeind 2.0" am 24. November ist bereits ausverkauft und Theaterliebhaber und Kulturneulinge werden gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Erstere werden die erstaunlich vielen Verweise auf andere große Werke der Literatur bewundern, alle anderen werden einfach mit strapazierten Lachmuskeln nach Hause gehen. Es verspricht, ein unterhaltsamer Abend zu werden.

Weitere Aufführungen von "Der Menschenfeind 2.0" im Bürgergarten Stollberg: Samstag, 25. November, 19:30 sowie am 17. März 2018, (19.30 Uhr) und 18. März 2018 (15 Uhr). Karten können im Vorverkauf für 10 Euro im Buch+Kunst-Laden, Herrenstraße 18 in Stollberg gekauft werden.

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(Freie Presse STOLLBERGER ZEITUNG vom Donnerstag, 16. November 2017)