Thea(l)ternativ: Landkreis weist Vorwürfe zurück

Wer ist Schuld daran, dass der Verein nicht mehr im TPZ proben kann? Von einer Vertragsverletzung wollen Behörde und Krankenhaus nichts wissen.

Foto: Cristina Zehrfeld
Mangels Probenräume üben die Mitglieder von Thea(l)ternativ auf einem Privatgrundstück.
Foto: Cristina Zehrfeld

Von Kathrin Neumann erschienen am 15.07.2017

Stollberg. Der Vorwurf war deutlich, den Silke Bauer-Hollenbach vom Verein Thea(l)ternativ vorige Woche erhoben hat: Die Theatergruppe müsse quasi im Wohnzimmer proben. "Vertraglich geregelt ist zwar, dass wir das TPZ noch bis zur 30. Kalenderwoche für Proben nutzen dürfen", sagte sie. Doch vor mittlerweile vier Wochen sei mit dem Entkernen begonnen worden.

Hintergrund: Das Theaterpädagogische Zentrum im Kulturellen Bildungsbetrieb Erzgebirgskreis (TPZ) ist im Westflügel des Kreiskrankenhauses Stollberg untergebracht. Dahinter verbirgt sich das Kinder- und Jugendtheater Burattino. Auch der eigenständige Verein Thea(l)ternativ ist dort beheimatet. Im vergangenen Sommer wurde bekannt, dass das Kreiskrankenhaus das Verwaltungsgebäude selbst nutzen möchte. Während der Landkreis für das TPZ für die Zeit bis zum Umzug ins Schloss Hoheneck im Jahr 2019 im "Dürer" eine Bleibe gefunden hat, haben die Darsteller von Thea(l)ternativ noch keine neuen Räume.

Der Sprecher des Kreiskrankenhauses, Christian Grimm, betont, dass es mit dem Thea(l)ternativ keine direkte Absprachen gebe. "Die Theatergruppe hat ein Untermietverhältnis mit dem TPZ. Das Ensemble kann bis zur 35. Kalenderwoche die Bühne nutzen." Das bestätigt Stefan Pechfelder, Sprecher im Landratsamt: "Bis zum 31. August kann die bisherige Probenstätte mit Einschränkungen durch den Umzug genutzt werden." Er sagt deutlich: "Es liegt keine Vertragsverletzung vor."

Laut Stefan Pechfelder habe der Landkreis versucht, den Verein Thea(l)ternativ bei der Suche nach einer neuen Bleibe zu unterstützen. Doch dieser habe die Lösung "Dürer" zunächst abgelehnt. Später wurde aber doch Interesse bekundet, so Pechfelder weiter. Dann sei aber klar geworden, dass es aufgrund der drei Gruppen Burattino, Limited Edition und Thea(l)ternativ zu Überschneidungen bei den Probezeiten kommt. "Daher hat die Stadt Stollberg den Schlachthof als Alternative vorgeschlagen", berichtet Pechfelder. Für die Jugendgruppe Limited Edition seien die Probentermine seitens des Kulturellen Bildungsbetriebs bereits vertraglich fixiert worden. Schon im Januar habe die Behörde Gespräche zwischen dem Verein Thea(l)ternativ und der Stadt Stollberg zum Thema Nutzung des Schlachthofs vermittelt. Wie Stefan Pechfelder weiter sagt, soll es nächste Woche dort einen Besichtigungstermin geben.

"Generell verweisen wir darauf, dass der Landkreis nicht dazu verpflichtet ist, dem rechtlich, wirtschaftlich und organisatorisch selbstständigen Verein Thea(l)ternativ Räumlichkeiten und Finanzierungsmöglichkeiten nach dessen Vorstellungen und für dessen Zwecke zu suchen", betont der Sprecher des Landratsamtes. "Gerne waren wir bereit zu vermitteln." Überdies hätten dem Verein mehrere Angebote vorgelegen, zum Beispiel von der Turnhalle Mitteldorf, der Stadthalle Oelsnitz und dem Vereinshaus in Oberoelsnitz. "Dass Thea(l)ternativ bis heute keine konkrete Nutzungsvereinbarung abgeschlossen hat, liegt nicht im Ermessen des Landkreises", so Stefan Pechfelder.

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG

(Freie Presse STOLLBERGER ZEITUNG vom Samstag, 15. Juli 2017)