Kurzweiliges Bühnenspektakel statt schwerer Kost

Die Laientheatergruppe Thea(l)ternativ zeigt "König Ödipus" - eine Premiere, mit der die "Theas" aufhorchen lassen.

Von jan Oechsner erschienen am 25.08.2016
Foto: Tilo Steiner (Grafik)


Stollberg. Die Stadt Stollberg als Besitzer von Schloss Hoheneck will es. Der Landkreis als Betreiber des Theaterpädagogischen Zentrums (TPZ) Burattino will es. Alle wollen das Kinder- und Jugendtheater, das bald aus dem Areal des Kreiskrankenhauses raus muss und vorerst ins Bürgerzentrum Dürer geht, ab 2018/2019 im Schloss Hoheneck dauerhaft auftreten sehen. Nur, es hängt alles von den Fördergeldern aus dem Programm Stadtumbau Ost ab. "Es gab erste Gespräche, aber für belastbare Aussagen ist es noch zu früh", sagt Jana Walter von der Stadtplanung im Rathaus.

Wenn alles klappt, wird auch alles teurer. Derzeit betragen die geplanten Kosten der Umbauarbeiten des Schlosses laut Stadt 5,5 Millionen Euro - etwa der Nordflügel für die Erlebnisschau Phänomenia, das Dach für den Südflügel oder Teile des Westflügels für die Gedenkstätte Frauengefängnis. Knapp zwei Millionen Euro des Etats müssen noch verbaut werden - der kommunale Eigenanteil an der Gesamtsumme liegt laut Angaben der Stadt bei knapp 1,2 Millionen Euro.

Das Vorhaben, dem TPZ im Westflügel über der Gedenkstätte eine neue Bühne herzurichten, soll nach groben Schätzungen noch mal drei Millionen Euro extra kosten - inklusive eines neuen Dachs. Aus Sicht der Stadt klinge das zwar viel, sei es aber nicht. Grund: Neben der üblichen zwei Drittel Fördergelder an der Summe beteiligt sich auch der Landkreis an den Baukosten, weil das TPZ ja zum Kulturbetrieb des Erzgebirgskreises gehört.

Nach heutiger Grobrechnung müsste die Stadt deshalb nicht eine Million Euro, sondern nur etwa 370.000 Euro stemmen - für Kritiker noch mal ein Viertel der jetzt schon eingepreisten Eigenmittel aus dem städtischen Haushalt. Bekanntlich steht genau deshalb die CDU-Fraktion im Stadtrat weiter dem ganzen Vorhaben in Hoheneck äußerst skeptisch, gar ablehnend gegenüber.

Laut der Beigeordneten Katharina Mann werde es bald eine EU-weite Ausschreibung geben für das millionenschwere Projekt. So habe die Stadt dafür ein Dresdner Büro gewinnen können, das auch schon bei Verfahren der City-Bahn oder dem Dresdner Stadion eingebunden war. Mann: "Der Fördermittelantrag muss bis spätestens kommenden Februar gestellt werden."

Laut Stadt würden sich die Räumlichkeiten im Westflügel für ein Theater sehr gut eignen. "Der ehemalige Kirchen- bzw. spätere Kinosaal hat eine Fläche von etwa 330, die dahinter liegenden Nebenräume haben je Etage etwa 240 Quadratmeter zu bieten. Dort könnten etwa Umkleiden und der Theaterfundus rein", so Jana Walter. Die Bühne selbst müsse noch umgestaltet werden, sie sei zu klein. Käme das Burattino wirklich ins Schloss, wäre die Immobilie zu 80 Prozent ausgelastet - den Südflügel mit eingerechnet. Der soll in seiner Substanz - etwa mit den Hafträumen und Kellern - nicht verändert und so ein Teil der Gedenkstätte sein. Nur zwei Etagen im Westflügel und der kleine Ostflügel würden dann noch leer stehen, so Walter.

Unterdessen gehen die Bauarbeiten auf dem Schloss weiter. Der Stadtrat hat jüngst weitere Aufträge für Bauleistungen für die Sanierung des Nordflügels vergeben - diesmal für das Los 19 "Maler- und Lackiererarbeiten" an eine Netzschkauer Firma. Auftragssumme: 120.000 Euro. Teile der CDU-Fraktion haben dagegen gestimmt.

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(Freie Presse STOLLBERGER ZEITUNG vom Donnerstag, 25. August 2016)