Stollberger Mimen setzen auf doppelte Signorina

Die Theatergruppe "Thea(l)ternativ" arbeitet aktuell an einer venezianischen Komödie, in der gestritten wird, was das Zeug hält. Hinter den Kulissen geht es friedlicher zu, obwohl mitunter nicht klar ist, wer zur Prerniere auf der Bühne steht.


VON CRISTINA ZEHRFELD
Foto: Andreas Tannert
Stollberg. Anett Oesterreich hat in der Komödie "Krach in Chiozza" die Rolle der Signorina Checca, genannt Weißkäse, übernommen. Tina Zeidler lernt derzeit den Text derselben Rolle, denn auch sie soll als Signorina Weißkäse zur Verfügung stehen. "Wir haben in diesem Jahr relativ viele Doppelbesetzungen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass das manchmal günstig ist", so Regisseur Michael O. Arnold. Aber zwei ambitionierte Hobbymimen, die ein und dieselbe Rolle einstudieren, kann das gut gehen?

"Ich hatte schon mal eine Rolle mit Doppelbesetzung und wollte so etwas eigentlich nicht wieder", sagt Anett Oesterreich. Die 31-jährige hat 1992 beim Kindertheater Burattino begonnen und dort auch Regie-Erfahrungen gesammelt. Seit 2006 steht sie bei Thea(l)temativ auf der Bühne, ist inzwischen als zweite Schatzmeisterin für die Vereinskasse zuständig und arbeitet im "richtigen Leben" als Leiterin in der Qualitätssicherung. Ihre Konkurrenz bei der Rolle der Signorina Weißkäse ist 27 Jahre alt, macht derzeit eine Ausbildung zur Krankenschwester und kann mit der Doppelbesetzung sehr gut leben. Tina Zeidler: "Durch die Ausbildung, die Prüfungen und die Schichtarbeit bin ich eventuell nicht so flexibel." Außerdem sei ihr das ganz lieb, weil sie viel hinter der Bühne arbeite, erzählt sie weiter.

Eigentlich wollte Tina Zeidler zunächst gar nicht auf die Bühne, engagierte sich lieber als Maskenbildnerin und ist in diesem Jahr auch für Kulissenmalerei und Plakatgestaltung zuständig. Obwohl sie sich in den letzten Stücken auch als Schauspielerin einen guten Namen gemacht hatte, sagt sie: "Anett geht auf der Bühne auf, ich dahinter." Trotzdem muss auch Tina Zeidler spätestens zur Premiere in ihrer Rolle absolut sattelfest sein, denn Doppelbesetzungen gibt es nicht zum Spaß: Anett Oesterreich hat eine einjährige Tochter, muss also immer damit rechnen, dass sie kurzfristig unabkömmlich ist. Und so sind tatsächlich beide mit der Doppelbesetzung glücklich. "Günstig ist es, wenn man schauspielerisch auf einer Ebene ist und auch die Details gleich spielt. Sonst ist es für die Mitspieler schwierig", so Anett Oesterreich. Es sind deshalb beide bei den Proben anwesend, auch wenn nur eine auf der Bühne steht.

Zoff gibt's hinter der Bühne also nicht, dafür aber umso mehr auf der Bühne. Michael Ö. Arnold und Katrin Zeidler haben Carlo Goldonis Komödie ,,Viel Lärm in Chiozza" (auch bekannt unter den Titeln ,,Krach in Chiozza", "Strei tn Chiozza" oder "Liebeshändel in Chiozza") neu bearbeitet. Goldoni verfasste den Dreiakter 1761 unter dem Titel "Le baruffe chiozzotte" in venetischem Dialekt. Der Ort Chiozza entspricht dem heutigen Chioggia im Süden der Lagune von Venedig. Das Theaterstück dreht sich um einige Chiozetten, die sich streiten und Liebeskummer haben, was in einem Kleinkrieg ausartet. Die Geschichte spielt in einem beschaulichen Fischerdorf, in dem die Situation eskaliert, nachdem ein gewisser Toffolo der hübschen Lucietta gebackene Kürbisschnitten schenkt.

"Schwierig ist in diesem Jahr, dass wir oft nur kleine Einsätze haben", sagt Anett Oesterreich. Längere Monologe oder Dialoge merken sich leichter, kommen aber diesmal nicht vor. Doch was für die Mimen das Lernen erschwert, kommt der Dynamik des Stückes zugute. In diesem Jahr erwartet die Zuschauer ein temporeiches Verwirrspiel mit viel Situationskomik.


DIE KOMÖDIE "Krach in Chiozza"

wird am 8. November, 19.30 Uhr und am 9. November, 15 Uhr im Theaterpädagogischen Zentrum aufgeführt. Karten zum Preis von 10 Euro können vorbestellt werden unter Telefon 032796 87155 oder 0151 50718432.

(Freie Presse STOLLBERGER ZEITUNG vom Dientag, 30. September 2014)