Darstellerin bringt die "Geizige" kompromisslos auf die Bühne

Mit der Komödie "Die Geizige" hat sich das Ensemble von Thea(l)ternativ am Wochenende wieder als exzellente Amateurtheatergruppe gezeigt.Herausragend ist Katrin Zeidler in der Titelrolle der Madame Harpagon


VON CRISTINA ZEHRFELD
Foto: Andreas Tannert
Stollberg. Zwei Stunden lang keift und zürnt die hartherzige Geizige über die Bühne. Sie wütet und intrigiert, sie schikaniert ihre Angestellten, sie hadert mit ihren missratenen Kindern und fährt jedem, der ihr dummkommt, wüst über den Mund. Das Stück "Die Geizige" lebt von dieser unausstehlichen und tyrannischen Protagonistin, und so ist es ein Glücksfall, dass Thea(l)temativ für die Rolle eine Idealbesetzung gefunden hat: Katrin Zeidler.

Schon visuell lässt der Auftritt von Katrin Zeidler rein gar nichts zu wünschen übrig. Die von Sonja Decker gezauberte altväterlich-strenge Frisur und eine maßvolle, aber gerade in ihrer Unaufdringlichkeit bestechende Maske machen aus der sympathischen 5o-jährigen eine erbarmungswürdig verhärmte und verknöcherte Alte. Besonders wirkungsvoll ist das, weil Katrin Zeidler sich ganz und gar auf ihre Rolle einlässt und die mürrische alte Schachtel absolut kompromisslos auf die Bühne bringt. Dabei kommt ihr die jahrelange Bühnenerfahrung zu Gute, doch ebenso die intensive Beschäftigung mit dem Textbuch, welches sie gemeinsam mit Michael ö. Arnold auf der Grundlage von Molières "Der Geizige" bearbeitet hat.

Doch nicht nur die Hauptdarstellerin, das ganze Ensemble kommt zum Tragen, vor allem dort, wo die Rollenverteilung bewusst auf die Stärken der Mimen baut. So trägt Tina Zeidler als Madame Harpagones Tochter Elise mit geradewegbs bestürzender Leidensmiene den ganzen Weltschmerz auf den Schultern. Ein besonderes Schmankerl ist es, wenn sie sich endlich auflehnt und mit ihrer Bühnenmutter, die auch ihre tatsächliche Mutter ist, ein verbales Duell ausficht, welches seinesgleichen sucht. René Kaps als Madame Harpagons Sohn Cleante zeigt den ganzen Zwiespalt zwischen Hilflosig- und Aufmüpfigkeit. Elises heimlicher Geliebter Valére (Norbert Erler) laviert zwischen verstohlener Leidenschaft und taktischer Unterwürfigkeit. Dass man auch mit vermeintlich kleineren und kleinsten Rollen punkten kann, zeigten Christian Schreier als närrischer Tausendsassa und Armin Bauer als gieriger Makler.

Dabei dürfen neben den Stammspielern auch immer wieder Neulinge Bühnenluft schnuppern. Erstmals im Ensemble war Christian Jummrich als dienstbeflissener und doch verschmitzter Polizeikommissar zu erleben. Schon traditionell wird die Souffleuse mithilfe einer Minirolle auf offener Bühne in ihren Souffleurkasten bugsiert. Diesmal übemahm erstmals Peggy Schauer diesen Part. Eine nötige Sicherheit, die von den Mimen jedoch nicht über Gebühr in Anspruch genommen wurde. Textsicher und spielfreudig zogen die Mimen das Publikum in ihren Bann und sorgten für Heiterkeit im Saal. Viel Applaus war der verdiente Lohn.

WEITERE AUFFÜHRUNGEN der Komödie "Die Geizige" sind am 8. März um 19.30 Uhr und am 9. März um 15 Uhr geplant. Der Eintritt kostet 8 Euro. Karten gibt es unter 03 72 96 87155 oder 0151 50718432.

(Freie Presse STOLLBERGER ZEITUNG vom Montag, 11. November 2013)