Große Spiellust bei Moliere geholt
Proben für neues Stück des Thea(l)ternativ im vollen Gange - "Arzt wider Willen" hat am 5. November Premiere

Foto: Andreas Tannert



Von Elke Göpfert
Stollberg/Niederwürschnitz. Etwas Latein kann nicht schaden. So muss man schon in sehr frühen Zeiten gedacht haben, denn nicht umsonst wäre Moliere auf einen unterhaltsamen Komödienstoff gekommen. Seines Theaterstücks „Arzt wider Willen" haben sich nun die Hobbymimen der Theatergruppe "Thea(1)ternativ" angenommen und proben seit Wochen, so auch heute Abend wieder, in Kostüm und viel Gespür für Wortwitz, was die Bühnenbretter in der Aula der Würschnitztalschule in Niederwürschnitz so hergeben. Dort haben sie die Möglichkeit, am Text zu feilen, Pointen zu setzen und sich den Szenenablauf einzuprägen. Denn an der Stammspielstätte im Theaterpädagogischen Zentrum in Stollberg herrscht derzeit Hochbetrieb. Dort ist alles auf die Premiere des Burattino-Ensembles eingestellt. Morgen, 15 Uhr, hebt sich der Vorhang für das Märchenspiel Rotkäppchen. Da die meisten der 29 Mitglieder von Thea(1)ternativ erste Bühnenluft im Kinder- und Jugendtheater schnupperten, nehmen sie Umzüge auf andere Probebühnen in Kauf. Zumal die Niederwürschnitzer Schulleitung gern Gastgeber der lustigen Theatertruppe ist.

Da mittlerweile die „Alternativen" wie sie sich selbst nennen, nicht nur im Landkreis bekannt sind, macht die Ankündigung auf das neue Stück neugierig, doch einmal bei Proben vorbeizuschauen. Und da ist vier Wochen vor der Premiere am 5. November (dann auf der TPZ-Bühne in Stollberg) Beachtliches zu sehen. So bedarf es bis dahin nur noch weniger Proben, sowie der Haupt- und der Generalprobe.

In der unterhaltsamen Komödie vom Arzt wider Willen erhält ein Sganarelle von seiner Frau Martine wegen seiner Großspurigkeit in Sachen Latein und seiner derben Liebesleidenschaft einen Denkzettel. Und auch leichtgläubige Leutchen, die sich besagten Lutikus als Arzt bestellen, um eine schweigsame, liebeskranke Tochter zu heilen, kommen nicht ungeschoren davon. Solche witzigen Fingerzeige seien es gewesen, die zur Auswahl des Stückes führten, erfährt man von den Darstellern. Die Kostüme besorgen sich die im eigentlichen Leben unter anderem als Diplomkauffrauen, als Erzieherinnen oder junge Mütter einem "ordentlichen" Beruf Nachgehenden vom WintersteinTheater in Annaberg. Oder nähen, wie Kerstin Liebe zum Beispiel an Kleidern oder Hosen Latze oder Schleifen selbst an. Jedenfalls ist Heiterkeit Trumpf, wenn Sganarelle, den Michael Arnold mit Schlitzohrigkeit ausstattet, oder Katrin Zeidler als Geronte, der adlige Vater der stillen Tochter, dem Staunen über medizinische Wunder ein unnachahmliches Gesicht gibt. Regie führt Susanne Richter, seit ihrem elften Lebensjahr leidenschaftliche Freizeit-Schauspielerin. Als 18-Jährige wechselte sie zu Thea(1)ternativ und hat seither dessen Geschichte mitgeschrieben. Heute Abend zur Probe wird sie nicht mit Lob und Tadel geizen und mit dem Satz "Konzenkation, Dunkel, Vorhang, Licht" Anne Schaal, Renè Kaps, Alexandra Dietze, Franziska Günther, Wolfgang Schlegel, Gabi Lengsfeld, Cornelia Richter, Nora Arnold zur großen Spielfreude auffordern.


SERVICE
„Arzt wider Willen" von Moliere (eigentlich Jean-Baptiste Poquelin, 1622 bis 1673, französischer Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker) hat Premiere am 5. November. Restkarten für Vorstellung 6. November über TP2 Stollberg.

(Freie Presse vom Montag, 10. Oktober 2005)