Ausverkauftes Haus und frenetischer Applaus für Stollbergs "Pygmalion"
Premiere für die jüngste Produktion von Thea(l)ternativ: "Pygmalion oder Trotz der Arroganz" kommt bei den Besuchern bestens an und belohnt die Mühen

Pressefoto Premiere
Stollberg. Ein ausverkauftes Haus und frenetischer Applaus waren der Lohn für monatelange Mühen. Die jüngste Produktion von Thea(1)ter-nativ "Pygmalion oder Trotz der Arroganz" hatte am Samstag Premiere im Theaterpädagogischen Zentrum Stollberg (TPZ) und kam bei den Besuchern bestens an.

Kay Haberkorn und Steffi Hofmann hatten George Bernard Shaws "Pygmalion" recht locker und frei ins Heute versetzt. Bei der Buchüberarbeitung gingen sie ganz ungezwungen vor. So stellte Prof. Henry Higgins seine Sprach- und Umerziehungsversuche nicht in London, sondern in Chemnitz an. Dennoch wurde das Original nicht restlos demontiert, sondern blieb im Rahmen erhalten. Viel Einheimisches tauchte in der Inszenierung auf und ließ sofort den Funken aufs Publikum überspringen. Chemnitzer Zentralhaltestelle, Sachsenallee, Galerie und Falkeplatz kamen vor, selbst der Lugauer Dialekt fand Erwähnung. Dazu gab es viele kleine Spitzen wie die besondere Liebe zwischen den Bayern und Preußen, den ungewollten Aufstieg vom einfachen Müllkutscher zum Mittelstand und den Versuch der Menschen, etwas anderes darstellen zu wollen, als sie es in Wirklichkeit sind.

Die Truppe um den Regisseur Michael Ö. Arnold brachte die Komödie bestens rüber, zeigte eine geschlossene Teamleistung. Steffi Hofmann als echt norddeutsche Schnodderschnute Frau Hansen und Susanne Richter als Elisabet Dullinger ragten, schon von der Anlage ihrer Rollen her, hervor. Nicht nur Letztere erfuhr eine Wandlung während der Entwicklung vom Gossenkind zum Mitglied vornehmer Kreise, sondern auch der ordinäre und überhebliche Prof. Higgins. Mehrfacher Szenenapplaus, Blumen und viele Gratulationen am Ende der Premiere zeugten davon, dass die Theatergruppe bei der Stückauswahl und bei der Qualität der Darbietung wieder goldrichtig lag. Arnold bedankte sich am Schluss bei allen Mitwirkenden. "Ihr seid wundervoll gewesen", meinte er damit auch jene vielen Helfer hinter den Kulissen. Hatte man bislang die Kostüme in Annaberg-Buchholz geliehen, war das diesmal nicht nötig. Da die Handlung in der Gegenwart spielt, brachten viele Darsteller ihre Kostüme selbst mit. Auch wurden einige von den Schneiderinnen des TPZ angefertigt. (UW)

(Freie Presse vom 12. November 2001)