Ideen und Spiellust helfen über Mängel der Vorlage hinweg

"Thea(l)ternativ"-Premiere im Stollberger Theaterpädagogischen Zentrum - Stereotype Frauenbilder und ein singendes Männerquintett

Foto: Andreas Tannert
VON CRISTINA ZEHRFELD
Stollberg. Eine moderne Komödie vor ausverkauftem Haus - am Samstag ist mit "Mann, stress mich nich'!" die jüngste Premiere des Laientheaters "Thea(l)ternativ" im Theaterpädagogischen Zentrum über die Bühne gegangen.

Die Bühnendekoration im Barbie-Look ist sparsam: Plastestühle, Tisch und Hocker in grellen Farben von pink bis grün. Die Szenerie entspricht dem Charakter des Stücks: Drei sehr schlicht gestrickte Frauen beschäftigen sich in der Vorfreude auf eine abendliche Verabredung mit ihrer Wirkung auf Männer. Es geht um sexuelle Ausstrahlung, schicke Klamotten, Kosmetik. Das Außerste an Spannung ist erreicht, wenn die Liebhaber einer nach dem anderen absagen und sich die Stimmung von Lust in Frust verwandelt.

Mit Katrin Zeidler als Trixie, Silke Hollenbach als Jutta und Anett Oesterreich als Jenny standen zum Glück drei äußerst spielfreudige Mimen auf der Bühne. Mit viel Körpereinsatz und ausgeprägtem Mienenspiel ließen sie streckenweise die doch eher magere Handlung vergessen. [...] Weniger überzeugend sind auf weiten Strecken die Texte: Da wird der Hausfrauenmythos erst mit Hohn und Spott überzogen und wenig später als Ideal verklärt. Den ohnedies stereotypen Figuren wird allzu oft nur ein gängiges Klischee in den Mund gelegt, und die Heiterkeit lebt hauptsächlich von kleinen Obszönitäten.

Mit einem Kunstgriff ist Regisseurin Steffi Hofmann jedoch eine wohltuende Auflockerung gelungen: Ein fünfköpfiger Männerchor unterbricht den Spielfluss, um a capella ein paar Takte eines Ohrwurmes anzustimmen. Armin Bauer, Jan Edelmann, Jörg Scheibler, Wolfgang Schlegel und Uwe Seidel hatten bei ihren Gesangseinlagen das Publikum immer ganz schnell auf ihrer Seite. "Ein Freund, ein guter Freund", "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" oder "Mit 66 Jahren" wird an derart passend unpassenden Stellen eingeschoben, dass der fünfstimmige Chor eigentlich schon für sich genommen ein Erlebnis ist.

Das 90-minütige Wechselbad zwischen Euphorie und Trübsal hat beim Premierenpublikum seine Wirkung nicht verfehlt. Die Darsteller wurden mit viel Applaus bedacht. Ein verdienter Lohn für viel Arbeit, wie Steffi Hofmann verdeutlicht: "In dem Stück stecken 1600 Arbeitsstunden. Die schlaflosen Nächte nicht mitgerechnet."

SERVICE
Weitere Aufführungen von "Mann, stress mich nich'!" sind geplant am 17. Januar 2009 in der Stadthalle Oelsnitz und am 7. und 8. März 2009 im Theaterpädagogischen Zentrum Stollberg. Karten sind erhältlch unter 037296 87155.

(Freie Presse vom Montag, 03. November 2008)