"Schlossherrin" nicht zickig

Katrin Zeidler und
Thea(l)ternativ vor der Premiere zu "Das Gespenst von Canterville"


Foto: Andreas Tannert
VON CRISTINA ZEHRFELD
Stollberg. Derzeit geht das Licht im Theaterpädagogischen Zentrum (TPZ) abends besonders spät aus. Schon seit Februar wird an einem neuen Stück geprobt. In diesen Tagen ist die heiße Phase. "Kurz vor der Premiere liegen die Nerven blank", bekennt Katrin Zeidler. Als Darstellerin hat sie im neuen Stück zwar keine der ganz großen Rollen ergattert, dafür aber die zentralste: Sie mimt die Hausherrin jenes Schlosses, in dem "Das Gespenst von Canterville" sein Unwesen treibt. Mit der Bühnenfassung des gleichnamigen Märchens von Oscar Wilde bringen die Schauspieler von Thea(l)ternativ am Wochenende ihr zehntes Stück auf die Bühne.

In der Hälfte der Stücke stand Katrin Zeidler mit auf der Bühne. Doch ihre Erfahrung als Mimin reicht länger zurück. Bereits seit 1984 war sie Mitspielerin des Oelsnitzer Kabaretts "Die Klemmtasten". Doch die Gruppe löste sich 1989 auf. Bei den Thea(l)ternativen musste die 44-jährige Grundschullehrerin bereits zweimal den Männermangel kaschieren und in männliche Rollen schlüpfen. Diesmal hatte sie Glück: Der Lord Canterville im Buch konnte ohne inhaltliche Verfälschung in Lady Canterville umgeschrieben werden. Zeidler darf also diesmal eine Dame mimen. Das Rollenverständnis musste sie sich trotzdem erarbeiten: "Die Rolle erschließt sich innerhalb der Proben. Ich wollte Lady Canterville erst knallhart, fast zickig darstellen. Aber die Frau ist viel weicher, als ich anfangs dachte. Eher verschroben, alter englischer Adel eben."

Nicht nur jeder der Mimen muss sich neu auf seine Rolle einstellen, auch das Ensemble begibt sich auf ungewohntes Terrain. Bisher widmete es sich vor allem der klassischen Komödie. "Diesmal ist es ein märchenhafter Stoff, aber für Erwachsene geeignet", umschreibt Zeidler und ist begeistert von der Vielfalt, die das Stück spielerisch bietet: "Es beginnt historisch und tragisch mit einem Mord, einer Eifersuchtstragödie. Dann der Wechsel in die Neuzeit, der über den Mörder verhängte Fluch ist noch aktuell." Alle Gefühlswelten von Humor über Liebesromanze bis hin zu Kampfszenen, in denen die Klingen gekreuzt werden, werden durchlebt.

Für Zeidler gibt es keine Alternative zum Theater: "Ich spiele immer." Allerdings gibt sie zu, dass etwas Besessenheit zu diesem zeitaufwändigen Hobby gehört. "Da muss man schon eine richtige Rampensau sein." Weil sie das ist, entsagt sie notgedrungen sogar ihrer zweiten Leidenschaft, dem Chorsingen. "Singen schult die Stimme. Ich vermisse es sehr. Aber das ist eine Zeitfrage."

Dafür entwickelt sich die Bühne womöglich zur Familientradition: Inzwischen ist auch die 20-jährige Tochter Tina vom Bühnenvirus infiziert. Allerdings mag sie sich noch nicht vor Publikum produzieren, sondern bevorzugt die Arbeit im Hintergrund, sammelt Erfahrungen in Kulissenmalerei und Maske.

SERVICE
"Das Gespenst von Canterville", Premiere Samstag, 18 Uhr; Vorstellung Sonntag, 15 Uhr im TPZ. Telefon: 037296 87155.

(Freie Presse vom Donnerstag, 08. November 2007)