Intendant staunt wie Bolle
Ensemble "Thea(l)ternativ" begeistert in Stollberg mit Molieres "Arzt wider Willen"

Foto: Andreas Tannert



Von Elke Göpfert
Stollberg. Der Intendant des Berufstheaters "Eduard von Winterstein" hat über die "Thea(l)ternativ" Mimen "gestaunt wie Bolle". Der Annaberger Theatermann Hans Hermann Krug fand sich damit am Sonnabendabend mit dem Stollberger Premierenpublikum im Einklang. Das seit acht Jahren bestehende Laien-Ensemble hat sich in der diesjährigen Inszenierung an eine Komödie gewagt und wurde für diesen Mut mit fachkundigem Lob belohnt. Mit dem "Arzt wider Willen" von Jean Baptiste Poquelin, der sich als Schauspieler und Dichter Moliere nannte (1622-1673), hatten sie ein Stück gewählt, das trotz Perückenzeitalter so recht in die Gegenwart passen wollte. Dabei sprang die Spiellust aller Mimen wie ein Funke von den Bühnenbrettern des Theaterpädagogischen Zentrums (TPZ) in die Zuschauerreihen. Von dort waren immer wieder Szenenapplaus und Lachsalven zu hören zum Beispiel für Michael Arnold oder Wolfgang Schlegel, um nur zwei der perfekten Spieler zu nennen. Das dürfte gestern bei der Sonntag-Vorstellung nicht anders gewesen sein und ist dem gesamten Ensemble und der Regisseurin des Stückes, Susanne Richter, für die kommenden Vorstellungen zu wünschen. Vor allem Richter hatte der 71-jährige Theater-Professor aus Annaberg-Buchholz ein gutes Händchen bei der Inszenierung bescheinigt. Auch Theresa Weißbach, die wir Susanne Richter im Kinder und Jugendtheater Burattino Theaterluft schnupperte und nun nach einigen Filmrollen in Wien engagiert ist, verfolgte die Premiere und war von den Darstellern begeistert. Die Szenenideen hatten es wiederum Susanne Schmidt, Chefin des Kultur- und Tourismusbetriebes Stollberg, angetan. Um Pausen zu vermeiden, ließ man Bäume lebendig werden und sie das nächste Bühnenbild gestalten. Der Beifall folgte prompt und galt am Ende auch den hinter den Kulissen Wirkenden.

Das Stück selbst ist schnell erzählt: Sganarelle bekommt die Rache seiner geschlagenen Ehefrau zu spüren, erzielt als Arzt wider Willen aus der Dummheit anderer seine Vorteile und verhilft durch seine Behandlung einer liebeskranken Herrentochter zu ihrem Liebsten. Wer sich so behandeln lassen möchte, der sollte einfach bei den "Thea(1)ternativen" vorbeischauen.

(Freie Presse vom Montag, 07. November 2005)