Premiere im Souffleurkasten und für Hauptmann-Stück
Thea(l)ternativ bringt neunte Inszenierung heraus - Besucher geizen nicht mit Beifall - Silke Hollenbachs Darsteller-Hilfen bleiben unbemerkt

Foto: Marc Tirl



Von Elke Göpfert
Stollberg. Die Premiere zur Premiere ist gelungen. "Der Biberpelz" nach Gerhart Hauptmann hat das Publikum am Sonnabendabend zu Beifallsstürmen hingerissen. Die Laiendarsteller des Thea(l)ternativ sind mit ihrer neunten Inszenierung über sich hinausgewachsen.

Anteil daran hatte Silke Holllenbach. Bei dieser Premiere hatte sie als Souffleuse Premiere. Die Kindergartenleiterin gehört von Beginn an zum Ensemble und ist diesmal in die Rolle von Kerstin Liebe geschlüpft. Denn die erfahrene Souffleuse spielt im Biberpelz die Rolle der Tochter der Mutter Wolffen. Beide Aufgaben hätten Unruhe ins Spiel gebracht, waren sich Michael Arnold als Regisseur und die beiden Ensemblemitglieder einig. Also ist Silke Hollenbach in den kleinen Kasten der Bühne des Theaterpädagogischen Zentrums (TPZ)in Stollberg gestiegen, der unterhalb des Bühnenvorbaus gerademal Platz lässt für einen Stuhl, eine Lampe, für das Textheft und die Souffleuse natürlich. Keine Silbe hat Silke Hollenbach in den vier Akten versäumt und die Spielpausen auf der Bühne nicht mit Texthängern der Darsteller verwechselt. "Durch die Proben kennt man die Handlung, die Darsteller. Sollte der Textfluss ins Stocken geraten, reicht meist ein Stichwort." Mehr als zehn solcher Hilfen waren es schon zur Premiere, resümiert Hollenbach. Sohnemann Simon bekam als extrovertierter Doktor Fleischer kleine geflüsterte Hilfen und sonst Lob von seiner Mutter für seine erste Rolle.

Das Publikum hat das alles gar nicht gemerkt. Durfte es auch nicht. Es war zudem von der großen Spiellust der "Alternativen" beeindruckt. {besser "Thea(l)ternativen, siehe Unser Name - Anm. des Vereins}Und ließ sich in den Pausen von listigen Zigeunerinnen oder Rosenverkäuferinnen unterhalten. Derweil die Bühnentechniker aus dem Küchenherd der Mutter Wolffen einen AMtsvorsteher-Schreibtisch fertigten oder aus diesem wieder den Herd machten. Damit die großartige Steffi Hofmann dort in ihrer ganzen Fülle, Mimik und Wortgewaltigkeit agieren konnte oder Wolfgang Schlegel als bornierter Beamter. So fieberte das Publikum mit, wenn die listige Wolffen den Biberpelz oder Brennholz versteckte oder ihren trotteligen Mann (Matthias Schweitzer) zum Hehlen und Stehlen verführte. Lacher auf ihrer Seite hatten Uwe Seidel als Rentier Krüger, Katrin Zeidler als Spreeschiffer Wulkow oder Cornelia Richter als beschwipster Amtsdiener. Spiellust für die zehnte Inszenierung im nächsten Jahr gebe {es} genügend, versprach der überglückliche Regisseur Arnold. Man darf gespannt sein.

(Freie Presse vom Montag, 06. November 2006)